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Kollektive Selbstwirksamkeit

Ralf Schwarzer & Matthias Jerusalem, 1999    

  1. Da wir dieselben pädagogischen Absichten verfolgen, können wir Lehrer auch mit "schwierigen" Schülern an dieser Schule klarkommen.
  2. Ich glaube an das starke Innovationspotential in unserem Lehrerkollegium, mit dem wir auch unter widrigen Umständen Neuerungen durchsetzen können.
  3. Ich bin davon überzeugt, daß wir als Lehrer gemeinsam für pädagogische Qualität sorgen können, auch wenn die Ressourcen der Schule geringer werden sollten.
  4. Ich bin sicher, daß wir als Lehrer pädagogische Fortschritte erzielen können, denn wir ziehen gemeinsam an einem Strang und lassen uns nicht von den Alltagsschwierigkeiten aus dem Konzept bringen.
  5. Unser Lehrerteam kann sich kreative Sachen ausdenken, um das Schulleben effektiv zu verändern, auch wenn die äußeren Bedingungen dafür nicht günstig sind.
  6. Wir werden ganz gewiß pädagogisch wertvolle Arbeit leisten können, weil wir eine kompetente Lehrergruppe sind und an schwierigen Aufgaben wachsen können.
  7. Auch aus pädagogischen Fehlern und Rückschlägen können wir Lehrer viel lernen, solange wir auf unsere gemeinsame Handlungskompetenz vertrauen.
  8. Trotz der Systemzwänge können wir die pädagogische Qualität unserer Schule verbessern, weil wir ein gut eingespieltes und leistungsfähiges Team sind.
  9. Ich habe Vertrauen, daß wir Lehrer es an unserer Schule gemeinsam schaffen können, pädagogische Projekte in die Tat umzusetzen, auch wenn Schwierigkeiten auftreten.
  10. Es gelingt uns, auch "schwierige" Eltern von unseren pädagogischen Zielen zu überzeugen, weil wir als einheitliche Lehrergruppe auftreten.
  11. Ich bin mir sicher, daß wir Lehrer durch gemeinsames Handeln auch dann ein gutes Schulklima erzeugen können, wenn uns die Arbeit über den Kopf wächst.
  12. Auch mit außergewöhnlichen Vorfällen können wir zurechtkommen, da wir uns im Kollegium gegenseitig Rückhalt bieten.


Das Antwortformat ist vierstufig: (1) stimmt nicht, (2) stimmt kaum, (3) stimmt eher, (4) stimmt genau.
Der Test darf ausschließlich von Wissenschaftlern und zu privaten Zwecken genutzt werden.

Bei der Kollektiven Selbstwirksamkeitserwartung geht es darum, überindividuelle Überzeugungen von der Handlungskompetenz einer Gruppe zu konzeptualisieren. So wie der Einzelne optimistische Selbstüberzeugungen haben kann, so soll dies auch für Gruppen gelten. Es wird zum Beispiel angenommen, daß ein Lehrerkollegium Vertrauen in die Kapazitätsreserven des Teams haben kann und somit auch eine optimistische Auffassung von der Bewältigung zukünftiger streßreicher Ereignisse, die die ganze Gruppe treffen. Die Kollektive Selbstwirksamkeit wird daher einen Einfluß darauf haben, welche Ziele sich Gruppen setzen, wieviel Anstrengung sie gemeinsam in ein Projekt investieren und wieviel Widerstand sie leisten, wenn Barrieren auftreten. Ein Lehrerkollegium zum Beispiel, das durch hohe Kollektive Selbstwirksamkeit charakterisiert ist, wird sich eher zutrauen, anspruchsvolle Reformziele zu verwirklichen und wird sich auch leichter von Rückschlägen erholen können, sollten die gemeinsamen Bemühungen einmal scheitern.

Für die Erfassung dieses Konstrukts könnte man verschiedene Wege gehen. Im vorliegenden Fall haben wir uns dazu entschieden, das Individuum weiterhin als Erhebungseinheit zu betrachten und somit die Perzeption eines Individuums von der Bewältigungskompetenz einer Bezugsgruppe zu erfassen. Bisher hat es zu diesem Konstrukt noch keine deutschsprachige Skala gegeben. Unsere Erstentwicklung besteht aus einem Pool von 24 Items, die in monatelanger Diskussion zwischen den Arbeitsgruppen an der Freien Universität Berlin und der Humboldt Universtität zu Berlin zustandegekommen sind. Wir danken auch Wolfgang Edelstein für Anregungen dazu. Aufgrund psychometrischer Analysen wurde die Skala um die Hälfte reduziert.

Die Entwicklung einer allgemeinen Skala , die auch außerhalb pädagogischer Zusammenhänge eingesetzt werden kann, ist geplant.

Cronbachs Alpha lag in zwei bisher vorliegenden Stichproben bei .91 und .92 (N jeweils ca. 300). Die Retest-Reliabilität der Skala betrug .77 (N = 197) über den Zeitraum eines Jahres.

Literatur


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